premiere "PARADIES FLUTEN" brechtbuehne, theater augsburg
18h, 08.10.2017 (until 02.02.2018)
directed by nicole schneiderbauer, stage design: miriam busch, video: stefanie sixt, dramaturgy sabeth braun,
cast: kaatie akstinat, linda elsner, jenny langner, roman pertl, patrick rupar
Ein verlassenes Paradies am Ende der Zeit, die Ouvertüre: Zwei Überlebende, Postparzen genannt, eröffnen Thomas Köcks paradies fluten (verirrte sinfonie) mit ihrer Version einer kommenden solaren Katastrophe. Bis diese in sechs Milliarden Jahren jedoch eintritt, lassen uns die elegant befrackten Damen allein zurück und Materialfluten beginnen in den Bühnenraum zu strömen. »aufgescheuchte erinnerungen ohne eigentümer, falsch erzählte geschichten und längst vergessene möglichkeiten« verdichten sich zu zwei zentralen Erzählsträngen. Das Tableau vivant einer mitteleuropäischen Kleinfamilie zwischen Finanz- und Beziehungskrise taucht aus den Erinnerungsmassen hervor, mit ihm der Traum des Vaters von der eigenen Autowerkstatt, der Geruch von verbranntem Gummi, das Schicksal der Tochter, eine Tänzerin, die die Logik der kapitalistischen Selbstoptimierung auf geradezu wahnwitzige Weise praktiziert. Die Szenerie wechselt nahtlos in den brasilianischen Urwald, zum Kautschukboom des späten 19. Jahrhunderts. Ein junger, dynamischer Architekt exportiert die bürgerlich-europäische Hochkultur, während um ihn ganze Landstriche und Völker dem »kautschukwunderwahnsinn« zum Opfer fallen. Im Dazwischen fluten Unmengen von Körpern, bäumen sich auf: im Moment des Versinkens schließlich ein letztes utopisches Aufblitzen.
Der Kleist-Förderpreisträger Thomas Köck wirft mit paradies fluten (verirrte sinfonie) einen Blick in das Herzstück spätmoderner Zivilisation und erzählt von Kapitalismus, Globalisierung, Demenz und dem Raubbau des Menschen an sich selbst. Insze­niert wird die sprachgewaltige Bilderflut von der Hausregis­seu­rin ­Nicole Schneiderbauer, die in ihren Arbeiten formale Grenzen zwischen Schauspiel, Tanz und Performance auslotet.
Pressestimmen
»Weltuntergangswerk der Stunde, dem auf Augsburgs brechtbühne eine kluge Regie den Apokalypse-Zahn zieht.« Augsburger Allgemeine
»Der Plot wird den Zuschauern [...] serviert mit einer
atemberaubenden Performance aus (meist chorisch gesprochenem) Text und akrobatischem Einsatz. […] Das Inszenierungsteam […] achtete auf eine stringente visuelle Ästhetik, kongenial zur sprachlichen Genauigkeit und Expressivität.« DAZ
»[D]ie Inszenierung in der Augsburger Brecht-Bühne ist ein faszinierender Hybrid aus Schauspiel, Akrobatik, Tanzbewegungen und Performance.« Donaukurier

Inszenierung Nicole Schneiderbauer
Bühne und Kostüme Miriam Busch
Video Stefanie Sixt
Dramaturgie Sabeth Braun

mit Kaatie Akstinat
Linda Elsner
Jenny Langner
Roman Pertl
Patrick Rupar
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